Dinara 1831 m

Mont Blanc

Dinara | 1.831 m | Kroatien

Wo geht man als Europäer am 1. Juli 2013 hin? Auf die Dinara! Und warum das? Weil die Dinara der höchste Berg Kroatiens ist. Und Kroatien an diesem Tag der Europäischen Union als 28ster Mitgliedsstaat beigetreten ist.

Ich bin mit zwei Bekannten aus dem kroatischen Wirtschaftsministerium um 12 Uhr in Kijevo, dem Gipfelort, zum Aufstieg verabredet. Das Wetter ist leicht bewölkt, doch die Dinara ist gut zu erkennen. Sie ragt als höchster Gipfel imposant aus dem Dinarischen Gebirge heraus. Kurz vor 12 Uhr rufen meine Bergfreunde an, „die Freude über den EU Beitritt war so groß“, dass sie die ganze Nacht bei der offiziellen Feier in Zagreb durchgemacht haben. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was sie meinen – und muss alleine los. Und so soll es auch bleiben. Tatsächlich gibt es weit und breit keinen einzigen Wanderer auf dieser eigentlich beliebten Strecke. Es kommt mir vor, als ob alle Kroaten durchgefeiert hätten.

An der blau bemalten Planinarska Kuca Glavas (Berghaus) auf 550 Meter starte ich. Ich wandere durch mehr oder weniger baumloses, gut gekennzeichnetes Gelände, bis ich nach rund vier Stunden über sanfte Steigungen den Gipfel auf 1.831 Meter erreiche. Gipfelstein, Gipfelbuch, Schreibstift – alles da. 100 Meter weiter erblicke ich ein großes Gipfelkreuz mit Blick zum Nachbarn Bosnien-Herzegowina. Mein Eintrag ins Gipfelbuch sind natürlich Glückwünsche zum EU Beitritt. Auch die EU Flagge, die ich am Gipfelstein und Gipfelkreuz befestige, machen sich sehr gut.

Zur „Stand alone“ Gipfelparty fahre ich in die nahegelegene Stadt Knin, wo es zahlreiche Cafés und Restaurants gibt. Ich bleibe nicht lange allein. Mit jungen Leuten komme ich auf Englisch ins Gespräch. Und auch die Älteren, von denen viele jahrelang in Deutschland oder Österreich gearbeitet haben und nun ihren Ruhestand in der Heimat genießen, diskutieren mit mir über den Beitritt. Alle sind stolz, dass sie jetzt zur EU gehören. Am wichtigsten sind ihnen Frieden, Freiheit
und gute Chancen auf die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes. Am nächsten Morgen gehe ich auf die Suche nach lokalen Künstlern. Wie sich zeigt, ist das gar nicht so einfach – denn es gibt kaum welche. Am darauffolgenden Tag treffe ich einen jungen Mann, der mir davon erzählt, ein Kunstwerk aus Dinara Gipfelsteinchen unter blauem Europahimmel machen zu wollen. Monate später ist er damit fertig. Das Ergebnis: urteilt selbst!

Kein Problem hingegen war es für mich, einen Cappuccino zu finden. Ausgezeichnet im Geschmack und absolut italienisch. Da spürt man richtig die direkte Nachbarschaft.

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